http://www.lok-report.de/
Warum fällt die Lok nicht vom Gleis und wie lenkt man eine Eisenbahn? Was passiert mit der Kohle und den Unmengen Wasser, die in die Dampflok gefüllt werden? Brennt da wirklich ein richtiges Feuer drin?
Tausend Fragen, denen die kleinen (und auch größeren) Besucher der Selfkantbahn – im äußersten Westen Deutschlands zwischen Aachen und Mönchengladbach gelegen – jetzt auf den Grund gehen können. Zur „Führung für große und für kleine Leute“, laden die Schierwaldenrather Museumseisenbahner künftig ein- bis zwei mal monatlich ein.
„Es geht uns darum, dass unsere Besucher die Eisenbahn anfassen, riechen und spüren können“ sagt Michael Detscher, der sich wie alle anderen Selfkantbahner in seiner Freizeit für den Erhalt der letzten schmalspurigen Eisenbahn Nordrhein-Westfalens einsetzt. „Es ist eine Sache, die Fahrt mit unseren historischen Zügen zwischen zu genießen und dann nach Hause zu fahren – und es ist etwas ganz anderes, die Hitze des Kohlefeuers in den Loks zu spüren, selbst mal eine Weiche zu stellen und einen Güterwagen von Hand über ein Stück Gleis zu schieben. Uns kommt es darauf an, dass der Funke überspringt, dass unsere jungen Besucher und Besucherinnen die Kleinbahn als lebendige und liebenswerte Geschichte erfahren.“
Die Rechnung scheint aufzugehen. Pascal (10) und Lea (8) aus Düren und Jacob (3) aus Aachen waren bei der letzen sonntäglichen Kinderführung begeistert: „Weiche stellen ist ganz schön schwer“ meint Pascal, „aber mein Papa hat mir geholfen, dann ging’s“. Lea hat es eher die Lok angetan: „Ich weiß jetzt wo der Heizer aufmacht und die Kohlen reinschippt“ erklärt sie fachmännisch. Jacobs Zugang zur historischen Technik ist noch direkter. Der Knirps kann nicht genug davon bekommen, dass aus mehreren Rohren überschüssiges Wasser ausgestoßen wird. Seine ebenso trockene wie eingängige Erklärung: „Die Lok macht Pipi“.
Die Selfkantbahn verkehrt jeden Sonn- und Feiertag zwischen Ostern und Ende September und an den Adventswochenenden zwischen Gillrath und Schierwaldenrath (bei Geilenkirchen). Sie präsentiert sich mit ihren schmuck restaurierten Wagen und den dazu passenden Loks und Triebwagen ebenso als attraktives Ausflugsziel für Familien mit Kindern, wie auch als Eisenbahnmuseum für historisch Interessierte – mit historisch authentischen Zugstämmen der Mittelbadischen Eisenbahn, rheinischer Schmalspurbahnen und der Nordseeinselbahnen.
Die „Führungen für große und für kleine Leute“ finden 2007 statt an folgenden Sonntagen, jeweils mehrfach am Nachmittag: 24. Juni, 08. Juli, 29. Juli, 05. August, 26. August, 02. September, 23. September, jeweils im Bahnhof Schierwaldenrath.
Familien, die aus Gillrath mit der Selfkantbahn anreisen sind gut beraten, nicht gleich mit dem nächsten, sondern erst mit dem übernächsten Zug zurück zu fahren. Nicht nur um genügend Zeit für die Führung zu haben. Auch sonst gibt es auf dem Bahnhof und in Wagenhalle und Lokschuppen viel zu entdecken und die Bahnhofsgaststätte lädt zu einem Eis oder einem Imbiss ein.
Eine Dampfeisenbahn anfassen heißt auch, mit Kohlestaub und Schmierfett in Berührung zu kommen. Wir sind natürlich bemüht, grobe Verschmutzung zu vermeiden – aber am Besten kommen Kinder, die an der Führung teilnehmen möchten, nicht im allerneuesten Sonntagsgewand – damit’s kein Malheur gibt…
Da unsere Museumsbahn und die Kollegen keine Haftung übernehmen können, bitten wir, dass Kinder jeweils von einem Erwachsenen bei den Führungen begleitet werden. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch für Mama, Papa, Opa und Oma noch einiges bei der Selfkantbahn zu entdecken.
Eintritt kosten die Führungen nicht – die Selfkantbahner freuen sich aber immer über eine kleine Spende für den weiteren Ausbau ihres lebendigen Museums (Michael Detscher, Selfkantbahn, www.selfkantbahn.de, 23.06.07).