Boahnel-Wehmut in Herrnhut, aus sz-online.de

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Für das Eisenbahn-Universum ist der quadratische Ausstellungsraum eigentlich zu klein. Konrad Fischer hebt ergeben die Schultern. Der Leiter des Herrnhuter Heimatmuseums hätte gern noch ein bisschen mehr Platz für die Geschichte der Schmalspurbahn zwischen Herrnhut und Bernstadt gehabt. Doch nun ist eine dichte kleine Schau mit #Originalstücken entstanden, die erahnen lässt, welchen emotionalen Stellenwert diese nur zehn Kilometer lange Strecke auch 125 Jahre nach der Gründung noch immer hat. Schuld daran ist sicherlich auch das dramatische Ende.

Denn die Geschichte dieser Bahn endete 1945 abrupt, weil die Sowjetunion Loks und Waggons samt Schienen als Reparationsleistungen abbaute. „Wohin die Bahn gekommen ist, dazu gibt es viele Theorien – aber für keine gibt es einen stichhaltigen Beweis“, sagt Fischer. Manche munkeln, sie sei in einem Pionierlager auf der Krim gefahren, anderen erzählen von einem Einsatz auf einer Kolchose. Konrad Fischer sieht diese Spekulationen mit gemischten Gefühlen, schwingt doch immer im Unterton mit, die Russen hätten den Bahnbetrieb zerschlagen. „Es gibt bereits aus den 1930er Jahren Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, da hat die Strecke nicht gerade gut abgeschnitten“, formuliert er vorsichtig. Ob die Verbindung hier bis heute überlebt hätte, ist daher eher zu bezweifeln. Schließlich rollt auf der Herrnhuter Hauptstrecke auch seit 20 Jahren kein Zug mehr.

Überdauert haben aber zahlreiche Relikte der Eisenbahnzeit: Die allererste Fahrkarte vom 1. Dezember 1893 für 50 Pfennig ist in der Ausstellung zu sehen, ebenso die große Ankündigung im „Sächsischen Postillon“ zur Eröffnung. Dass #Kursbücher und #Fahrpläne nicht fehlen dürfen, ist klar. Auch die hölzerne #Anzeigetafel mit Schiebe-Schildchen, die einst im Herrnhuter Bahnhof …