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Vorstands-Duo rechnet auch für die nächsten Jahre mit Defiziten
Garmisch-Partenkirchen – Nach wie vor gilt die Bayerische Zugspitzbahn als größtes Sorgenkind der Marktgemeinde. Zwar hat die BZB, fast zu 100 Prozent in kommunalem Besitz, in den vergangenen Jahren beachtliche Sanierungserfolge erzielt. So schrumpfte das Minus in den Jahresbilanzen von sechs Millionen Euro auf heuer vermutlich 700 000 bis eine Million. Doch schwarze Zahlen bleiben auch künftig Träumerei – jedenfalls unter den aktuellen betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In einem Tagblatt-Gespräch erkären die BZB-Chefs Peter Huber und Wotan Lichtmeß das finanzielle Dilemma und werben für Solidarität mit dem traditionsreichen Bergbahnunternehmen: „Der Ort muss sich zur BZB bekennen.“
Die Zukunftsprognose : „Ein realistisches Ziel wäre es, in guten Jahren unter einem Defizit von 500 000 Euro zu bleiben und in schlechten Jahren unter einer Million“, sagt Lichtmeß, der sich nach dem Rauswurf von Ulrich Reinhardt erneut als Interims-Vorstand um die Finanzen kümmert.
Die Begründung für das Dauer-Minus: Die Zugspitzbahn steckt in der Schuldenfalle. Sie zahlt jährlich über zwei Millionen Euro an Zinsen sowie Leasingraten für Anlagen, die die Gemeindewerke vorfinanziert haben. Insbesondere die Banken verdienen mit der BZB gutes Geld. Sie beurteilen das Unternehmen gerne als Risikobetrieb und verlangen hohe Zinssätze – und das, obwohl sie wissen, das hinter der BZB die solvente Gemeinde steht. „Umschuldungen sind aus vertraglichen Gründen nur in kleinen Schritten möglich“, bedauert Lichtmeß. Zur Entlastung betreibt die BZB mit den Gemeindewerken ein gemeinsames „Cashmanagement“ – dadurch muss die Zugspitzbahn Tagesgeld nicht zu schlechten Konditionen von den Banken aufnehmen.
Die Alternativen : Denkbar wäre eine erneute Eigenkapitalaufstockung, die Technik-Chef Huber bereits vor dem Bau der Hausbergbahn gefordert hatte. „Aber dafür ist bei der Gemeinde kein Geld da“, weiß Lichtmeß. „Deshalb müssen wir strikt an unserem Sparkurs festhalten“, sagt Huber. Wobei diesem Grenzen gesetzt sind. So komme ein weiterer Personalabbau nicht in Frage, betonen beide BZB-Chefs. Schließlich sei die Zahl der Mitarbeiter bereits von 315 auf 260 gesenkt worden. „ Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, da können wir keine weiteren Stellen mehr streichen“, sagt Lichtmeß. Auch die Stilllegung weiterer Lifte sei nicht vermittelbar.
Die Verkaufs-Debatte : Lichtmeß warnt vor einem Verkauf unter Wert. Schließlich müsste ein potenzieller Investor ja auch die alten Schulden aus der Fusion mit der Wankbahn-AG übernehmen. Außerdem bestehe die Gefahr, so Huber, dass sich ein neuer Besitzer lediglich für die wirtschaftlich lukrativen Gebiete interessiere – also vor allem für die Zugspitze. Eine engere Zusammenarbeit mit Partnern, etwa der Familie Dengg von der Tiroler Zugspitzbahn, sei allerdings vorstellbar, betonen die beiden Vorstände.
Der Kosten-Vergleich : Defizite sind nie schön. Aber andere kommunale Einrichtungen fahren auch Miese ein. „Das Alpspitz-Bad macht jährlich eine Million Euro Verlust – bei 180 000 Besuchern“, weiß Huber. Dagegen zähle die BZB eine Million Gäste. „Ohne die Zugspitzbahn wäre der Tourismus-Ort tot. Das sollten nicht nur Gemeinderäte, sondern auch Vermieter und Hoteliers bedenken.“