Historischer Wagenrahmen schwebt vom Herolder Bahnhof Die IG Schmalspurbahn „Thumer Netz“ hat ein großes Ziel. Die Mitglieder wollen einen historischen Packwagen aus dem Jahr 1923 originalgetreu wieder aufbauen. Doch bevor es losgehen kann, wird zunächst das Untergestell auf Vordermann gebracht. , aus Freie Presse

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Herold/Marienberg. Auf dem ehemaligen Bahnhof Oberherold herrschte gestern Betriebsamkeit. Zwar fuhr keine Eisenbahn vor, doch für die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Schmalspurbahn „Thumer Netz“ war dieser Tag mindestens genauso aufregend. Der Grund: Ein weiterer wichtiger Schritt bei der Rekonstruktion des sogenannten Opernwagens – einem aus dem Jahr 1923 stammenden Packwagens – wurde getan.

Das mehrere Tonnen schwere Wagengestell wurde mittels Kran und Tieflader vom Gelände des Bahnhofs gehoben und anschließend nach Marienberg gebracht. In der Eisenbahnwerkstatt der Regionalverkehr Erzgebirge (RVE) wird das marode Gestell in den kommenden Monaten saniert. Unter anderem, so erklärt Vereinsmitglied Sven Meyer, müssen Teile ergänzt werden. Zunächst werde der Rahmen aber mittels Standstrahlung gereinigt. „Der Wagen stand Jahrzehnte im Freien“, so Meyer. Wind und Wetter haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem im vorderen und hinteren Bereich habe das Metall gelitten.

In der Marienberger Werkstatt sollen diese Mängel alle verschwinden. Um den originalgetreuen Charakter zu erhalten, müssen dabei unter anderem auch Nieten imitiert werden, erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Am Ende wird der Wagenrahmen frisch lackiert wieder in Herold eintreffen. „Der Transport und die Aufarbeitung kosten uns rund 10.000 Euro.“ Für die IG Schmalspurbahn allein ein nicht aufzubringender Betrag. Trotz vieler Veranstaltungen, die die Vereinsmitglieder auf die Beine stellen, konnte das Vorhaben nur mit Unterstützung der Sparkassenstiftung und vieler Firmen angegangen werden.

Der Waggon, der als Kulisse in der Opernverfilmung zu „Fra Diavolo“ im Jahr 1974 zu Berühmtheit gelangt hatte, absolvierte seine letzte Fahrt Ende der 1970er-Jahre. Jahrzehntelang stand er anschließend in Cranzahl. Bis die Vereinsmitglieder auf ihn aufmerksam wurden und ihn für einen symbolischen Preis dem Besitzer abkauften. Seitdem wurde der Opernwagen nach Herold gebracht, in einem eigens dafür geschaffenen Unterstand komplett auseinandergebaut, Tausende Teile einzeln dokumentiert und fotografiert, die Drehgestelle repariert und lackiert. Zudem wurden 25 Meter Schmalspurgleis verlegt.

Wenn der Wagenrahmen in ein paar Monaten zurückkehrt, soll der Wiederaufbau des Waggons beginnen. Doch bis zur endgültigen Fertigstellung wird es noch ein wenig dauern. Ein Grund ist die Finanzierung. Etwa 10.000 Euro wird die Rekonstruktion des Aufbaus kosten. Doch irgendwann wird der Opernwagen auf den Gleisen strahlen und an die Geschichte des Thumer Netzes erinnern. Am 27. Mai 1972 fuhr der letzte öffentliche Zug durch Herold. 1997 gründete sich die IG, um das Andenken am Leben zu erhalten. www.ig-thumer-netz.de

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