http://www.berliner-zeitung.de/berlin/parkeisenbahn-wuhlheide-glaeserner-bahnhof-fuer-den-kinderschutz,10809148,23142184.html Berlin – Die Berliner Parkeisenbahn in der Wuhlheide feiert am Wochenende ihr 57-jähriges Jubiläum. In den letzten Jahren machte die kleine Bahn durch Pädophilie-Skandale viele Negativ-Schlagzeilen. Mit neuer Führungsmannschaft und neuen Strukturen versucht sie jetzt einen Neustart. Heiko Copius ist vieles noch vertraut: Das Pfeifen der Dampfloks, der Geruch nach Schmieröl und die Kinder in Eisenbahn-Uniformen. Es ist rund 30 Jahre her, seit er regelmäßig in die Wuhlheide kam. Damals, zwischen 1975 und 1984, hat Heiko Copius dort als Pioniereisenbahner Fahrkarten geknipst und die Minizüge mit der Trillerpfeife auf die Schmalspur-Strecke geschickt. Als 49-Jähriger kehrte er in die Wuhlheide zurück. Heiko Copius ist einer von drei neuen Geschäftsführern der Berliner Parkeisenbahn in Köpenick. Der Ruf der Kleinbahn, bei der seit ihrer Gründung vor 57 Jahren unzählige Kinder ihre Freizeit verbrachten, war zuletzt denkbar schlecht. Über Jahre hinweg hatten Pädophile, die als ehrenamtliche Eisenbahner arbeiteten, Jungen sexuell missbraucht. Fünf Männer sind inzwischen rechtskräftig verurteilt, zwei Prozesse dauern noch an. Für Heiko Copius ist das alles noch immer unfassbar. „Vor allem, wenn man sieht, wie sehr es die Kinder getroffen hat“, sagt er. Deshalb ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, gerade jetzt Verantwortung zu übernehmen. Sozusagen aus alter Verbundenheit: „Wer einmal bei der Pioniereisenbahn war, bleibt dabei“, sagt er. Beruflich hat er nichts mit Zügen zu tun, Copius ist Kriminalist. In der Wuhlheide arbeitet er ehrenamtlich, so wie seine beiden Kollegen auf dem Chefposten der gemeinnützigen GmbH. Mitarbeiter müssen polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen Vieles wurde verändert, jetzt soll ein Neustart gemacht werden. „Das Wichtigste für uns war die Einsicht, dass wir Eisenbahn können, bei Kinder- und Jugendarbeit aber Hilfe brauchen“, sagt Copius. Deshalb wurde der erfahrene Verein mit dem sperrigen Namen Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft aus dem benachbarten FEZ als Partner gewonnen. Die Fördermittel des Senats in Höhe von 15.000 Euro, die bisher die Parkeisenbahn bekam, fließen jetzt dorthin. Dafür kümmert sich ein Pädagoge bei der Parkeisenbahn um alles, was nicht mit Loks und Schienen zu tun hat. Neu ist eine Kinderschutzbeauftragte bei der Bahn, als Ansprechpartnerin für Jung und Alt. Viele Kollegen fragten sich, worauf sie beim Umgang mit Kindern achten müssen. Die wichtigste Antwort lautet: Kein Erwachsener darf mit einem Kind alleine sein. Darauf wird penibel geachtet. Neu ist auch, dass die rund hundert Erwachsenen, die ehrenamtlich für den Bahnbetrieb sorgen, alle zwei Jahre erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen und regelmäßig an Schulungen zum Thema Kinderschutz teilnehmen müssen. Für die kleinen Eisenbahner neu ist die Reduzierung ihrer „Dienstzeiten“. Bislang waren die Kinder acht Stunden tätig, jetzt in der Regel vier. Copius: „Wir wollen erholte Kinder, die auch mehr Zeit für Ausflüge oder Grillnachmittage haben.“ Die auffälligste Änderung aber ist der neue Bahnhof Eichgestell. Er wurde komplett umgebaut. Alle Räume, in denen Kinder zu tun haben, sind von außen einsehbar. Als nächstes soll der Hauptbahnhof dran sein. Dafür wird aber noch Geld gesucht. Sponsoren wie die S-Bahn hatten sich nach dem Skandal zurückgezogen. Verständlich, sagt Copius: „Jetzt müssen wir erst mal liefern, bevor es wieder Gespräche gibt.“ Er sieht die kleine Bahn auf dem richtigen Weg.