Freie Presse: Bahn ändert den Fahrplan zur Landesgartenschau

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/494784.html

Kooperationsvertrag unterzeichnet

Dresden (ddp-lsc). Die Landesgartenschau Oschatz und die Deutsche Bahn (DB) bieten den Besuchern günstige Konditionen während der Ausstellungszeit. Dazu haben die beiden Partner am Donnerstag einen Kooperationsvertrag in Dresden unterzeichnet, teilte die Deutsche Bahn mit.
Nach Angaben der DB wird Oschatz für die Zeit der Gartenschau vom 22. April bis 8. Oktober im Ein-Stunden-Takt angefahren. Aus Dresden und Leipzig erreichen Besucher die Ausstellungsstadt mit der Regional-Express-Linie 50, aus Chemnitz ist dies mit der Regional-Bahn-Linie 45 mit Umstieg in Riesa möglich. Zudem gibt es das Sachsen-Ticket, mit dem bis zu fünf Personen zum Preis von 26 Euro nach Oschatz reisen können. Das Sachsen-Ticket gilt in Verbindung mit einem Eintrittskartengutschein für die Landesgartenschau bereits ab 7.00 Uhr anstatt ab 9.00 Uhr. Nutzer des Sachsen-Tickets können ab dem Bahnhof Oschatz mit der Schmalspurbahn «Wilder Robert» direkt bis …

Frankfurter Neue Presse: Geburtstagsfest für alte Lokomotive

http://www.rhein-main.net/sixcms/
list.php?page=fnp2_news_article&id=2791678

Bockenheim. Ein besonderer Geburtstag wird beim Fahrtag am 5. März im Feldbahnmuseum gefeiert: Die Dampflokomotive Nr. 4 wird 100 Jahre alt. Sie wurde 1906 von der Firma Orenstein & Koppel gebaut. Sie kann an diesem Tag besichtigt werden. Und sie beweist, dass sie trotz ihres Alters noch kräftig Dampf hat. Die festlich geschmückte Lok zieht nämlich die Waggons, mit denen die Besucher durch den Rebstockpark fahren können. Gefahren wird bei jeder Witterung. Dabei sorgen geschlossene Personenwagen mit kohlebeheizten Öfen für wohlige Wärme.
Wer sich für die Technik interessiert, kann um 13 und 15 Uhr beim Rundgang Technik zum Erleben und Anfassen. Natürlich können Besucher auch die Fahrzeugsammlung sowie Modelle, Fotos oder historische Dokumente und Zeugnisse der Feldbahngeschichte besichtigen.
Geöffnet hat das Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, am Sonntag, 5. März, von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro für Erwachsene, zwei für Kinder. Es gibt auch verbilligte Familienkarten. (fnp)

LOK Report: Stiftung Deutsche Eisenbahn gegründet

http://www.lok-report.de/

Am 07.12. 2005, genau 170 Jahre nachdem sich die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth in Bewegung setzte, wurde mit der Gründung der Stiftung Deutsche Eisenbahn erneut Eisenbahngeschichte geschrieben. Ein paar Tage später, am 19.12. 2005 erschien der designierte Vorstand der Stiftung im Regierungspräsidium Arnsberg, um die offizielle Anerkennungs-Urkunde durch Regierungspräsident Helmut Diegel persönlich in Empfang zu nehmen.
Die Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert ist ohne die Eisenbahn nicht denkbar. Als Teil der Industriekultur wird der Erhalt von historischen Fahrzeugen und Infrastrukturen heute von vielen Museen und Museumseisenbahnen wahrgenommen. Die meisten dieser Organisationen arbeiten fast ausschließlich ehrenamtlich.
Die Stiftung Deutsche Eisenbahn soll im großen Rahmen privates Kapital sammeln und als Förderstiftung die Aktivitäten und Projekte anderer gemeinnützigen Körperschaften unterstützen. Dabei sollen vorrangig Projekte unterstützt werden, welche im Rahmen des Denkmalschutzes oder von Museumskonzeptionen die Darstellung historischen Eisenbahnverkehrs anschaulich ermöglichen und allen gemeinnützigen Körperschaften im Rahmen eines flächendeckenden Netzwerkes als Eisenbahninfrastruktur für die Durchführung historischen Eisenbahnverkehrs zur Verfügung stehen.
Außerdem soll die Stiftung Deutsche Eisenbahn als Dachorganisation Hilfe bei der Errichtung und Verwaltung anderer gemeinnütziger Stiftungen unterstützen, die sich speziellen Aufgaben im Bereich Verkehrs- und Industriegeschichte widmen und damit dessen Erhalt sichern.
Geleitet wird die Stiftung durch einen Vorstand, bestehend aus Rainer Balzer, Meinerzhagen, Uwe Breitmeier, Darmstadt, Heimo Echensperger, Geretsried Alle Stifter, zu denen bereits jetzt viele Persönlichkeiten aus dem Bereich der Eisenbahn zählen, finden sich im Kuratorium wieder und nehmen so an der Entwicklung der Stiftung teil. Weitere Informationen unter www.stiftung-deutsche-eisenbahn.de (Pressemeldung Stiftung Deutsche Eisenbahn, 21.12.05).

Dresdner Neueste Nachrichten: Vom Erdbeben zum leisen Klack-Klack

http://www.dnn-online.de/dnn-heute/58368.html

Radebeul. Was unter der Straßenbahn geschah, wenn sie am Weißen Roß in Radebeul über die Gleise der Schmalspurbahn rollte, das beschreibt Roland Ende als kleines Erdbeben. „Die Räder der Straßenbahn sind in die 60 Millimeter breite und 40 Millimeter tiefe Spurrille der Schmalspurbahn gefallen und haben dabei nicht nur Lärm, sondern auch eine heftige Erschütterung verursacht“, erklärt der Bereichsleiter für Gleisinstandhaltung der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB). Und das geschah pro Straßenbahn nicht nur einmal: Jeder Radsatz ist in die Lücke hineingepurzelt – bei einem dreiteiligen Tatrazug war das genau zwölf Mal, eine Zahl, die selbst bei einem modernen Stadtbahnwagen erreicht werden kann. Technisch konnte die Gleiskreuzung zwischen Straßen- und Schmalspurbahn, die 1899 mit dem Bau der Straßenbahn von Mickten nach Kötzschenbroda nötig wurde, damals nicht anders gelöst werden. Im Zuge der Arbeiten an der Meißner Straße ist jetzt dagegen eine andere Lösung geplant, die das bisherige Erdbeben mit einem leisen „Klack-Klack“ ersetzen wird.
„Wir haben einen Experten im Weichenwerk Gotha gebeten, uns auszurechnen, wie die Kreuzung beschaffen sein muss, damit die Radsätze über die Herzstücklücke geräuscharm übersetzen“, sagt Roland Ende, der nicht nur für die DVB arbeitet, sondern außerdem ehrenamtlich im Traditionsbahnverein tätig ist und daher beide Bahnen genau kennt. Das Ergebnis: Wenn sich die beiden Schienenstränge in einem Winkel von weniger als 20 Gon (das sind 18 Grad) kreuzen, dann fallen die Räder nicht in die Spurrille hinein, sondern setzen auf dem Schienenkopf sanft über. Der Trick: Das Rad sowohl von Straßenbahn wie Schmalspurbahn ist breit genug, um bei einem relativ flachen Kreuzungswinkel mit einer Radseite vor der Rille gerade noch auf dem Schienenkopf aufzuliegen, während die andere Seite nach der Rille bereits schon auf dem Schienenkopf angekommen ist (siehe Grafik). „Solche Kreuzungen sind im Straßenbahnbereich längst üblich“, erklärt Ende, „für eine Kreuzung von Straßenbahn und Schmalspurbahn jedoch eine Novität.“
Etwa 350 Stunden haben die Mitarbeiter der DVB-Werkstatt in Dresden-Reick denn auch an dem neuen Tiefrillenherzstück gearbeitet, das in zwei Teilen zum Weißen Roß transportiert und voraussichtlich am 17. November eingebaut wird. Damit sich die Schienen der beiden Bahnen künftig in flacherem Winkel treffen, wird jetzt noch die Trasse der Schmalspurbahn im Bereich der Meißner Straße verschoben und in eine S-Form gebracht. „Wenn die Bahnen wieder rollen, wird das für die Anwohner eine deutliche Verbesserung sein“, ist sich Ende sicher.

Birgit Andert

letzte Aktualisierung von 07.11.2005

Eisenbahn-Kurier: Streckensperrung auf der Lößnitzgrundbahn

http://www.eisenbahn-kurier.de/

(PM) Auf Grund der Gleisumverlegungen der Lößnitzgrundbahn im Bereich der Meißner Straße in Radebeul wird die Schmalspurbahn Radebeul Ost – Radeburg vom 24. Oktober bis zum 2. Dezember 2005 vollständig gesperrt.
Für die Reisenden wird auf der gesamten Strecke ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Ersatzhaltestellen eingerichtet. Die Busse halten an allen Stationen. Bitte beachten Sie jedoch die leichten Abweichungen bei der Routenführung. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten können bis zu 5 min vom gültigen Fahrplan des Zuges abweichen.
Ab voraussichtlich 3. Dezember 2005 werden die Züge wieder auf der Lößnitzgrundbahn rollen.
Es gilt der Tarif des …

Bahn-Nostalgie zwischen Geest und Heide

http://www.abendblatt.de/daten/2005/08/17/471277.html

Ausflugstip Mit Dampf Und Diesel Reisen Wie In Der Vergangenheit. In Deinste wartet an den Wochenenden eine Schmalspurbahn auf Fahrgäste. Die Saison dauert bis Oktober.

Von Adolf Brockmann

Deinste –

Ein langer Pfiff ist zu hören, dann ein Schnaufen, ein Rattern. Und dann ist die kleine Lokomotive, die eine Reihe von Wagen über die Stader Geest gezogen hat, auch schon zu erkennen. Schnell fährt die Kleinbahn nicht. Sie ist schon lange museumsreif. Aber rund 5000 Fahrgäste zählen die Mitglieder des seit 30 Jahren bestehenden Deutschen Feld- und Kleinbahnmuseums im Landkreis Stade pro Jahr. Die Saison dauert von Ostern bis Anfang Oktober.
Das Museum in Deinste bietet „Nostalgie in 600 mm“ – was bedeutet, daß die Fahrzeuge nur 60 Zentimeter Spurbreite haben. Die Personenwagen haben – um 1919 gebaut – schon einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Sie haben, so erzählt Vorsitzender Volker Hollander, zum Teil als Geräteschuppen und Hühnerstall im Gefängnis Glasmoor gedient. In den 70er Jahren wurden dann Drehgestelle der Muskauer Waldbahn untergebaut. Außer den Personenwagen gibt es noch einen Fakultativwagen, einen Torfbahn-Personenwagen, dazu Güterwagen, Kipploren, einen Grubenzug, wie er früher unter Tage in Witten/Ruhr gefahren ist. Und zwölf Diesel-Lokomotiven der Baujahre 1934 bis 1959.
Gefahren wird auch mit Dampf: Eine Schmalspur-Dampflokomotive (1927 bei Henschel in Kassel gebaut) aus dem Besitz des TÜV Norddeutschland kommt mehrfach in der Saison, wird dann in Deinste angeheizt und zieht schnaufend die vollbesetzten Personenwagen bis zum fast zwei Kilometer entfernten Museum in Lütjenkamp. Dort bietet der Verein eine kleine Schausammlung, Fotos und Modelle. Und eine Tasse Kaffee gibt es auch.
Die Mitglieder des Vereins kommen zum Teil von weit her. So aus Bremen und Soltau, aus Hamburg. Und sie sind trotzdem praktisch jedes Wochenende vor Ort. Der Vorsitzende und einige weitere sind allerdings aus der Nachbarschaft. Auch ein paar eisenbahnbegeisterte Kinder sind regelmäßig auf dem Gelände anzutreffen und packen mit an. Im Frühjahr ist ein erstes weiteres Teilstück der Strecke eingeweiht worden, doch es wird schon wieder gearbeitet. Das Museumsgebäude in Lütjenkamp ist dem Verein gekündigt worden. Bis zum nächsten Frühsommer soll das neue fertig sein. Bis dort werden weitere 700 Meter Gleis verlegt. „Überwiegend in Eigenarbeit“, wie Volker Hollander sagt.
Fahrten mit der Deinster Schmalspurbahn sind ein preiswertes Vergnügen. Die Rückfahrkarte für Erwachsene kostet ganze 2, für Kinder 1 Euro. Gefahren wird jeweils sonnabends und sonntags von 9 bis 17 Uhr etwa stündlich. Sonst nach Bedarf. Und: vom 1. bis 3. Oktober wieder mit einer Dampflok vorweg. Dann gibt es außerdem ein Dampfmodelltreffen beim Kleinbahnmuseum in Deinste.
Noch ein Tip für diejenigen, die jetzt für Deinste keine Zeit haben: An einem der Adventswochenenden werden „Nikolausfahrten“ angeboten. Dann werden die kleinen Kanonenöfen in den Feldbahnwagen angeheizt. Und der Herr im roten Mantel steigt unterwegs am Haltepunkt Hagel zu, um die Kinder zu überraschen.

erschienen am 17. August 2005

Gemeinschaft, die verbindet

http://morgenpost.berlin1.de/content/
2005/07/23/ttt/768321.html

Die Berliner Parkeisenbahn an der Wuhlheide wird von Jugendlichen betrieben
Von Annett Kosche

„Willkommen am Hauptbahnhof.“ Professionell begrüßt Aufsicht Thomas Seidler (12) die Gäste an der Wuhlheide 189. Die Berliner Parkeisenbahner im Alter von elf Jahren an können sich durchaus an den Kollegen von der großen Bahn messen lassen. Sie überzeugen durch Freundlichkeit, Service und vor allem Pünktlichkeit. Der Fahrplan wird eingehalten, doch Zeit für eine nette Einladung bleibt: „Möchten Sie noch mit? Der nächste Zug kommt in 15 Minuten.“ Der Gast will zunächst ein paar Souvenirs erstehen, und so fertigt Thomas den Zug ab, eilt zum Schrankenwärterhäuschen zurück. Heute, aber „das ist eine Ausnahme“, ist der junge Mann im Range eines Zugführers auch verantwortlich, die Schranke zu schließen und zu öffnen. Kollege Daniel Wätzig (20), der nach neun Jahren bei der Parkeisenbahn mittlerweile Ausbilder ist, prüft gerade den Nachwuchs aus dem Grundkurs. Bei Erfolg übernehmen sie künftig die Schranke. 170 Parkeisenbahner im Alter von elf bis 40 Jahren halten zu 90 Prozent ehrenamtlich den Betrieb der Kinder- und Jugendeisenbahn aufrecht. Zehn Mädchen sind dabei. Da Fußballspieler oder Astronaut den Lokführer von der Liste der Traumberufe verdrängt haben, fehlt männlicher Nachwuchs für die unzähligen Aufgaben an der siebeneinhalb Kilometer langen Strecke, auf den sieben Bahnhöfen, im Bahnbetriebswerk oder bei den Fernmeldetechnikern. Die Berliner Schmalspurbahn ist auch Museumsbahn. So gibt es in zwei Lokschuppen und den Wagenhallen an 75 Fahrzeugen viel instandzusetzen.
Ein Kurssystem bereitet auf all die Aufgaben vom Streckenläufer bis zum Wagenmeister oder Lokführer vor. Im Winter wird Theorie gebüffelt, von März bis Oktober der Dienst am Fahrgast (62 000 pro Jahr) erbracht.
Mindestens jedes zweite Wochenende ziehen sich die jungen Leute die Uniform aus Pioniereisenbahntagen an. 1956 in der DDR gegründet, sicherten die Vereine Schmalspurbahn-Freunde Berlin und Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth 1993 das Bestehen der Berliner Parkeisenbahn als gemeinnützige Gesellschaft und so den Erhalt eines Projekts, das sich vor allem mit Fahrgeldeinnahmen finanziert. Lediglich einen öffentlichen Zuschuß von 15 000 Euro im Jahr gibt es für eine halbe Stelle „Jugendarbeit“. Mit fortschreitender Ausbildung werden die Tätigkeiten anspruchs- und verantwortungsvoller. Die Jugendlichen sind sich der Verantwortung bewußt, ist doch die Parkeisenbahn ein Verkehrsunternehmen mit allen gesetzlichen Auflagen und Vorschriften. Die strenge Hierarchie, die ein Bahnbetrieb erfordert, nehmen sie mit Respekt vor den Dienstgraden ernst. Der Weg auf der Karriereleiter ist Ansporn für das eigene Handeln. Die Erfahrungen geben Rüstzeug für das Leben.
Stolz erzählt Tobias Golla (18), frisch geprüfter Bahnhofsleiter, von seinem Ausbildungsplatz bei der Bahn: „Von zwölf Azubis in meinem Jahrgang sind drei Parkeisenbahner.“ Eine Gemeinschaft, die verbindet. In der Pubertät ging Ralf Bendix (20), Leiter des Hauptbahnhofes, das Interesse „mal verloren“. Nach zwei Jahren zog es den künftigen Einzelhandelskaufmann zurück an die Strecke, um sich auch in der Freizeit weiterzubilden: „Parkeisenbahn ist viel mehr, als man als Kind versteht.“ Fragen von Mitschülern wie „Bist Du immer noch bei der komischen kleinen Bahn?“ quittiert er mittlerweile mit einem coolen „Na klar“. Selbstbewußtsein lernt ein Parkeisenbahner auch.
Gern erklären sie Rang und Abzeichen, weisen den Weg zu Freilichtbühne oder Badesee. Steigen Freunde, Familie und Arbeitskollegen zu, sei das Bestätigung, daß „die Zeit für das ausgefallene Hobby in die Jugend gut investiert ist“, sagt Lokführer Steven Dallmann (18). Neben allem technischen Interesse – die Verantwortung füreinander ist den Parkeisenbahnern besonders wichtig.
Liebe Leser, wer Parkeisenbahner werden will, erfährt mehr unter Tel.: 538 92 60 oder im Netz unter www.parkeisenbahn.de. Dort steht auch der Fahrplan. Kinder bis 14 Jahre zahlen 1,50, Erwachsene 2,50 Euro für eine Rundfahrt.

Mit Volldampf ins Wasser

http://www.zeit.de/2005/30/Meer_2fLokf_9fhrer


Bild von:
http://zeus.zeit.de/bilder/2005/30/reise/lokfuehrer_280.jpg

Aribert Weihrauch, 52, und Karsten Schultz, 44, lassen den »Molli« rollen

Von Thomas Gebhardt

Sie sind immer zu zweit auf dem Bock. Links Weihrauch, dem bei diesem Namen nur zwei Möglichkeiten der Berufswahl blieben: Priester oder Heizer einer Dampflok. Rechts Schultz, dessen Weg auch vorgezeichnet war. Schließlich arbeitete schon sein Großvater als Lokführer beim Molli, und die Mutter hat im Bahnhof Kühlungsborn-West die Fahrkarten verkauft, während Karsten zu Hause mit der Modelleisenbahn spielte und sein Schaffner-Täschchen mit der grün-roten Kelle schnappte, wenn er die Mutter abholte. Also ging auch Karsten Schultz später zur Mecklenburgischen Bäderbahn, im Volksmund Molli, die auf immerhin 15,4 Kilometer Strecke zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn fährt, und wurde Lokführer.
Schultz gibt Dampf auf den Kolben, derweil Aribert Weihrauch oberschlesische Steinkohle ins rot glühende Feuerloch schippt. Die mehr als 70 Jahre alte Lok seufzt, schnauft und stöhnt. Weiße Schwaden wabern übers Bahnhofsgelände von Kühlungsborn, als würde eine Bühne für den Auftritt der Stars vernebelt. Man sieht, riecht und hört, wie 460 Pferdestärken ihre Kräfte sammeln. Ein gellender Pfiff, schon setzt sich die Maschine fauchend in Bewegung. Vorbei an steingewordenen Häuslebauerträumen mit Satellitenschüsseln und Gartenzwergkolonien, vorbei an Feldern von Kornblumen, wildem Mohn und Kamille, die ihre kleinen Häupter wiegen.
Früher haben sie von hier oben immer das Meer gesehen, erzählt Schultz. Nun ist das Küstenwäldchen hoch gewachsen, nur ab und an gibt es den Blick auf die Ostsee frei. »Steilküste« heißt die erste Station auf freiem Feld: Mit Handtüchern und Badeenten im Gepäck, steigen dort viele aus. 50° C und mehr herrschen dann im Führerstand von Schultz und Weihrauch, sieben Zentner Kohle verschlingt die Lokomotive je Fahrt, 1,5 Kubikmeter Wasser atmet sie weg. Einfach so, einmal tief durch.
Am Bahnhof Heiligendamm, der Kempinski-gewordenen weißen Stadt am Meer, sind Touristenkameras in Stellung gebracht, sollen sich Lokführer und Heizer fürs Foto aus dem Fenster lehnen. »Hätten wir für jedes Bild 10 Cent bekommen, wären wir längst Millionäre und könnten uns zur Ruhe setzen«, sagt der 52-jährige Weihrauch. Seit 1973 ist er beim Molli, die ersten drei Jahre beim Gepäck und an der Schranke, seither am 1500 Grad heißen Feuerloch. Ein Traumberuf? »Auch als Millionär würde ich weitermachen, aber etwas kürzer treten!«
Signal hoch, drei Schippen Kohle, und Lok 992322-8 nimmt wieder Fahrt auf, zieht zehn Waggons hinter sich her, auf deren offenen Plattformen Fahrgäste stehen. Ununterbrochenes Bimmeln, weil in Heiligendamm eine Villa auf die andere folgt, damit ein Bahnübergang auf den nächsten. 2007 soll in Deutschlands ältestem Seebad der G8-Gipfel stattfinden und der Molli die Staatschefs kutschieren.
Als Peter Struck einmal im Salonwagen mitfuhr und zur Begrüßung zu Schultz sagte, »Nun machen Sie mal schön vorsichtig, Sie fahren jetzt den Verteidigungsminister«, antwortete der knapp, »Ich fahre immer vorsichtig, und zwar für alle Fahrgäste!« Mehr als 500000 sind es im Jahr, darunter im Sommer viele Kreuzfahrer aus Warnemünde, meist Amerikaner. Der Molli ist eine feste Größe im Sightseeing-Programm: Deutschland, das sind aus nördlicher Perspektive Berlin, Rostock und der Molli. Seit der Badesaison 1886 entfaltet er seine ganze touristische Zugkraft.
In den Instrumenten für Druck und Temperatur tanzen die Zeiger und in den Wasserstandsgläsern die Flüssigkeitssäulen. Sobald der 44-Jährige die Spitze vom Doberaner Münster sieht, lässt er den Zug rollen. Seine »persönliche Rennstrecke«, und auch Weihrauch legt nach – für stramme 40 Stundenkilometer. Vorbei an der ältesten Pferderennbahn Europas, der längsten Lindenallee im Land. Autos überholen, Kinder winken, Weihrauch winkt zurück, per Hand und überhaupt.
Das Publikum entlang der Strecke setzt sich zusammen aus jenen, die gucken, staunen und Filme verknipsen, und jenen, die nicht mal mehr den Kopf heben, aus Urlaubern und Einheimischen. Erst recht in Bad Doberan, wo der Molli als Dampfstraßenbahn durch enge Gassen zuckelt, mitten durch die Fußgängerzone, die Mollistraße, vorbei am türkisch-asiatischen Imbiss Molli und den Souvenir- und Buchläden, deren Auslagen ebenfalls vom Dampfschiff auf Rädern dominiert werden.
Am Bahnhof Bad Doberan treffen 900 mm Schmalspur und 1435 mm Normalspur aufeinander, heavy metal aus den Anfängen des Reisezeitalters hier und moderner Schienenbus am Perron gegenüber. Schultz und Weihrauch bunkern Kohle und Wasser, während neue Passagiere die Waggons für die vierzigminütige Rückfahrt besteigen oder mit Volldampf an den Strand wollen. »Die Einheimischen können auch nicht ohne den Molli«, sagt Schultz, »zu DDR-Zeiten, als wir noch im Berufsverkehr gefahren sind, ist mal der Fünf-Uhr-Zug ausgefallen, da hat halb Doberan verschlafen.«

Mecklenburgische Bäderbahn Molli, Am Bahnhof, 18209 Bad Doberan, Tel. 038203-4150, www.molli-bahn.de, einfache Fahrt: Kinder ab 2,10 Euro, Erwachsene ab 3,20 Euro

(c) DIE ZEIT 21.07.2005 Nr.30

Bertsdorf

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In Bertsdorf war am 16.07.05 Tag der offenen Tür im Lokschuppen. Dabei konnte das Stellwerk in Bertsdorf besucht werden (Robert Heinzke, http://www.oberlausitzer-bahnfreunde.de.vu, 18.07.05).

99 731

http://www.lok-report.de

Am 29.06.05 ist mit 99 731 die älteste der sächsischen Schmalspureinheitslokomotiven nach erfolgter Hauptuntersuchung im DLW Meiningen wieder in Zittau eingetroffen. Die Fotos von André Hohlfeld zeigen die Lok nach dem Entladen in Zittau-Vorstadt zusammen mit der SOEG-Diesellok 199 013.
Am kommenden Sonntag wird die Lok auf einem Tieflader beim Festumzug anlässlich der 750-Jahrfeierlichkeiten Zittaus der Öffentlichkeit präsentiert. Mehr Infos zur Strecke unter www.ZOJE.de (Silvio Seibt, Fotos André Hohlfeld, 01.07.05).