Schmalspurbahn in der Ukraine 106,6 Kilometer Knarren und Klappern, aus Spiegel

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/schmalspurbahn-in-der-ukraine-106-6-kilometer-klappern-a-1201344.html

106,6 Kilometer in vier Stunden – das ist schon sehr gemächlich. Dafür gibt es in der Ukraine aber dies: eine Fahrt mit einer der letzten Schmalspurbahnen Europas und einer Schaffnerin, die viele Passagiere mit Namen begrüßt.
Olga Trozkowez und Nadia Woloschina haben rosa und braune Schals um ihre Gesichter gewickelt. Es ist früher Morgen, die Sonne hat noch keine Kraft. Die Schwestern warten auf dem Bahnsteig in Antoniwka. Das Dorf ist eine der Endhaltestellen der Schmalspurbahn im Nordwesten der Ukraine. Von hier sind es 106,6 Kilometer immer gen Norden bis nach Saritschne an der weißrussischen Grenze, dort enden die Schienen.

Eine Lokomotive mit zwei Wagen im Schlepp nähert sich. Der Zug hält an, die beiden Frauen steigen ein und setzen sich auf die weinroten Kunstledersitze im hinteren Waggon. "Wir sind auf dem Weg zu unserer Schwester", sagt die 59-jährige Trozkowez. "Ihre Schwiegermutter ist gerade gestorben, und wir fahren zu ihrer Beerdigung um 13 Uhr." Ihr Ziel ist ein Dorf, das direkt an der Bahnlinie liegt.
6.40 Uhr. Mit einem Ruck fährt der Zug an, die Wagen knarren und klappern. Wald zieht an den Fenstern vorbei, eine Lichtung. Dann löst umgepflügte und kiesige Erde den üppigen Waldboden ab. Bäume liegen am Boden, die Wurzelballen sind aus dem Untergrund gerissen, die Stämme zerhackt und gebrochen oder verkohlt und ineinander verhakt. Wasser und Schlamm füllen Tausende von metertiefen Löchern.

"Die Einheimischen gewinnen hier Bernstein. Damit kann man viel Geld verdienen", sagt ein älterer Fahrgast mit Lederjacke und Schiebermütze und nickt in Richtung der verwüsteten Natur …

Die Schmalspurbahn macht süchtig, aus harzkurier.de

https://www.harzkurier.de/region/article212896437/Die-Schmalspurbahn-macht-suechtig.html

Von Romantik keine Spur. Nasskalt und grau empfängt mich der Bahnhofsplatz in Nordhausen. Der Wind treibt Regen über das weite Rund. Der Bahnhof der Harzer Schmalspurbahnen duckt sich zwischen den großen Bruder von der DB und den Prachtbauten in der Nachbarschaft.

Von hier aus werde ich Denise Schwennecke nach Drei Annen Hohne begleiten. Es ist ihre erste Schicht. Nach einer zweijährigen Familienphase steigt sie wieder als Zugführerin ein.

Im Vergleich zu ihren Kollegen auf der Lok stehen Zugführer im Schatten. Dabei geht ohne sie gar nichts. Auf jedem Lok-bespannten Zug muss jemand die Mütze aufhaben, so schreibt es das Allgemeine Eisenbahngesetz vor. Aber Zugführer sind zur Mangelware geworden, berichtet Dirk Bahnsen, Pressesprecher HSB.

Denise Schwennecke ist Quereinsteigerin. Gelernt hat sie Friseurin. Weil sie den Beruf nicht mehr ausüben konnte, riet ihr Vater, zur HSB zu wechseln. Er arbeitet als Lokführer. Es folgten anderthalb Jahre Ausbildung, die Arbeit als Schaffnerin und drei Zusatzqualifikationen, bevor die 28-Jährige sich Zugführerin nennen konnte.

„Wir sind vor allem für die Sicherheit zuständig“, erklärt Katrin Köthe. Sie begleitet die Kollegin heute. Es hat einige Änderungen gegeben in den letzten zwei Jahren.

Mit Kelle heben und in die Trillerpfeife pusten ist es nicht getan. Denise Schwennecke muss eine halbe Stunde vor der Abfahrt …